Die Frische des Lebens und die Achtsamkeit im Marmeladenbrot

Die Frische des Lebens und die Achtsamkeit im Marmeladenbrot

Achtsamkeit im Alltag führt zu mehr Bewusstsein über die wahre Welt und über das wahre Selbst. Der Pfad zum Selbst Episode 02.

Ein Beitrag zur Serie "Der Pfad zum Selbst". Texte und Sprachnotizen, die ich in den letzten Jahren spontan aufgezeichnet habe.

Jeder Tag, jeder Morgen ist eine Wiedergeburt, ist völlig neu. Nichts auf der Welt wiederholt sich genauso wie es schon einmal stattgefunden hat. Wenn wir morgens aufstehen und unsere morgendlichen Rituale durchführen,

neigen wir schnell dazu, dies unbewusst zu tun, das heißt, da wir es ja schon tausende Male gemacht haben, scheint es bedeutungslos geworden zu sein bzw. wir machen es völlig automatisch.

Und wir erkennen nicht mehr, dass in jedem Morgen, in jedem Tun, in jeder Situation, in jedem Ding, das uns begegnet, immer die totale Frische versteckt ist, also dass darin alles neu ist.

Unser Gehirn nimmt nur einen Bruchteil der Informationen wahr, die die Realität zur Verfügung stellt, also Eindrücke, visuelle, akustische, werden nur begrenzt wahrgenommen.

Unsere Sinnesorgane, erfassen nur einen Wahrnehmungsbereich, der nur einen Teil dessen darstellt, wo es wirklich verfügbar ist.

Wir hören nur in einem bestimmten Frequenzbereich, wir sehen nur in einem bestimmten Frequenzbereich und wir fühlen nur Schwingungen in einem bestimmten Frequenzbereich und in einer bestimmten Intensität.

Das was darüber hinaus vorhanden ist, nehmen wir einfach nicht wahr. Dann kommt dazu, dass wir ein Großteil dieser wahrgenommenen Informationen in unserem Gehirn verarbeiten und filtern, also unser Gehirn filtert eine ganze Menge dieser Informationen wiederum heraus, reduziert das Ganze auf eine Essenz, auf das Wesentliche und nur das kommt uns zu Bewusstsein und das wird wirklich von uns wahrgenommen.

Das was wir als Realität bezeichnen, also was wir als Realität erfahren, ist nur ein ganz kleiner Bruchteil der enormen Realität, die uns die ganze Zeit umgibt.

Und wenn dieser kleine Bruchteil, also diese reduzierte Realität, von uns erlebt wird, ist sie auch gleichzeitig schon abgeglichen mit der Vergangenheit, die wir schon erlebt haben.

Gerade etwas was sich ständig wiederholt, was so eine Art Ritual geworden ist, wird umso mehr reduziert in der Form noch, dass es abgeglichen wird mit dem bereits Erlebten und dort einsortiert wird.

Also ganz schnell wird dort die Erinnerung hervorgeholt und wir erfahren die Erinnerung anstatt das wirklich neue, das wirklich real gerade stattfindende.

Ein Beispiel zum Beispiel, wir essen jeden Morgen zwei Brote mit Marmelade zum Frühstück. Dann wird es uns so überhaupt nicht bewusst sein, wenn wir morgens hier sitzen mit diesen Broten.

Wie genau sieht das Brot aus, wie schmeckt die Marmelade? Dieses Brot, das wir vor uns haben, dieses Brote, das ist vollkommen etwas Neues, etwas völlig einmaliges.

So was haben wir nie zuvor gegessen. Dieses Brot, wie es jetzt hier da liegt in der Form, wie es aussieht, wie es beschaffen ist in der Zusammensetzung, in der Menge.

Die Marmelade genauso, der Menge in der Form, in der Art und Weise, wie sie auf das Brot geschmiert ist, in dem ganz kleinen, in der Form, wie dieses Brot mit Marmelade zusammen schmeckt.

Es ist nie zuvor in dieser Form, genau dieser Zusammenstellung, wie es hier vor uns da liegt, vorhanden gewesen.

Es ist vollkommen neu, etwas ganz ganz vollkommen Neues. Nun natürlich sortieren wir es ein in unsere Erinnerungsmatrix, in unsere Geschichte und schon längst hat das Gehirn gesagt, das ist das Marmeladenbrot, was ich jeden Morgen esse.

Es ist immer das Gleiche, aber es ist natürlich eine Wirklichkeit, überhaupt nicht das Gleiche. Und genau da, kann die Meditation, ansetzen die Achtsamkeit, da haben wir die Möglichkeit, unsere Wahrnehmung zu verändern, ganz bewusst zu erkennen, dass das, was jetzt hier stattfindet, was ich jetzt hier gerade vor mir habe, was das, was etwas vollkommen Neues ist, ganz frisch.

Und das, was davor wahr ist abgeschlossen, hat damit nichts zu tun. Es mag ähnlich sein ähnlich, aber ähnlich ist etwas, was er verstand, definiert, was er dadurch definiert, dass er Dinge vereinfacht, vollkommen vereinfacht.

Wirklichkeit ist etwas einzigartig Neues. Und das Marmeladenbrot so zu essen, als wäre es das erste Marmeladenbrot, was wir in unserem Leben essen,

das ist das, was glücklich macht. Nun mag man natürlich sofort darauf antworten, dass ist nicht möglich, weil der Verstand das schon mal gegessen hat.

Und der Unterschied ist ja nicht so groß. Wir können ja jetzt nicht das alles ausblenden, was vorher schon geschehen ist und werden sofort uns daran erinnern, wenn wir

das zweite Mal, dass Marmeladenbrot beißen, werden wir uns daran erinnern, dass es ähnlich oder gleich ist, wie es das erste Mal war.

Aber genau diese sehr festen, programmierten Gedankenmuster können wir auflösen durch die Achtsamkeit und dadurch zu mehr, viel mehr Realität gelangen, viel mehr Ehrlichkeit, die wirklich das spiegelt, was gerade stattfindet.

Wenn wir sehr achtsam unser Marmeladenbrot essen, sehr genau hinschauen und uns nicht sofort von diesen sortierenden, strukturierenden Gedanken leiten lassen, die das Ganze sofort abtun in "Marmeladenbrot kenn ich", dann haben wir die Möglichkeit, die einzigartige Form des Brotes zu erkennen, den einzigartigen Geruch ganz genau zu fühlen, auch mit den Händen, wie fühlt es sich an wenn wir es festhalten.

Dann den Geschmack, wie schmeckt es jetzt, wie genau in dieser Form, in diesem Bissen, den ich gerade hier in meinem Mund habe.

Es ist etwas vollkommen Neues und je achtsamer und aufmerksamer ich auf das bin, was jetzt gerade stattfindet in diesem Moment halt, desto realer nehme ich es wirklich wahr und desto mehr verschiebe ich diese Wahrnehmung von der normalen, in Anführungszeichen normalen Wahrnehmung, die sich aus der Erinnerung nährt, die sofort banalisiert und in den Erinnerungsstream einsortiert,

Desto mehr verschiebe ich diese Wahrnehmung in die Wahrnehmung dessen, was wirklich ist, denn in der Wirklichkeit ist es etwas vollkommen Neues, was ich gerade esse.

Ich habe dieses Marmeladenbrot so noch nie zuvor gegessen. Diese Funktion des Denkens, die Dinge sehr, sehr stark zu vereinfachen, zu reduzieren und in diese Geschichte einzusortieren, anzuknüpfen, an die Erinnerung ist natürlich oft sehr sinnvoll und nur dadurch sind wir in der Lage, Dinge zu wiederholen und Dinge auch zu machen, ohne dass wir darüber nachdenken müssen, wie es funktioniert, zum Beispiel Autofahren, Laufen und so weiter, vieles andere.

Das hat natürlich seinen Sinn und es geht nicht darum, das jetzt zu verurteilen oder irgendwie als Ziel zu setzen, das abzustellen.

Aber es hat halt genauso auch seine Tücken und seine Nachteile und die sind eben, dass uns vieles, was wir erleben, nicht mehr wirklich bewusst ist, also dass wir es nicht mehr wirklich jetzt und hier ganz bewusst wahrnehmen, sondern dass es automatisiert stattfindet und bei allem, was mit Genuss zu tun hat, wo es darum geht, etwas wirklich ganz intensiv zu erfahren,

ist das ein großes Hindernis, dass der Verstand diese Vereinfachung durchführt und uns von diesem Moment weg leitet und in diesen Automatismus verfällt.

Und genau das können wir mit der Achtsamkeit heilen, können wir umgehen, können ganz bewusst entscheiden.

Ich möchte jetzt hier Achtsam sein, das möchte ich jetzt ganz bewusst erleben und ich weiß, dass das, was ich normalerweise erstmal automatisiert erfahre, dass das gar nicht, die ganze Realität ist, die hier stattfindet, dass das eher ein Ablauf, ein Abspulen von Erinnerung ist, von ähnlichen Situationen, die ich in der Vergangenheit schon erlebt habe.

Das ist die Frische. Wir haben immer wieder die Wahl, diese ganze, diese Frische zu erkennen und zu leben.

Wir können uns entscheiden, ob wir etwas automatisiert ablaufen lassen wollen, ob wir die automatisierte Funktion des Verstandes nutzen möchten oder ob wir hier aussteigen an dieser Stelle einmal und ganz bewusst, ganz frisch das Neue, das Einmalige erleben möchten.

Denn jeder Tag, jeder Moment ist sterben und ist wieder geboren werden. Nichts wiederholt sich wirklich.

Das ist eine Illusion, der Gedanke das sich irgendetwas wiederholt, dass irgendetwas Bestand hat.

Sich immer wiederkehrt, immer das Gleiche ist. Das ist eine Illusion, die der Verstand erzeugt.

Es gibt nichts, was gleich ist. Alle Dinge unterscheiden sich heute von denen, die gestern da waren.

Nichts ist gleich geblieben, alles hat sich verändert. Alles ist jeden Moment vollkommen neu und kann als solches auch neu entdeckt werden.

Das ist die Frische des Lebens.

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Musik: Epidemic Sound (https://www.epidemicsound.com/referral/1epgxz/)


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